Neues Baglimit verabschiedet: Tagesfangmenge für Dorschangler 2020 gekürzt
Es war die Nachricht der letzten Nacht: Eine Änderungen, die das Dorschangeln ab dem 01.01.2020 betrifft. Vom EU-Ministerrat in Luxemburg wurde eine Reduzierung des Baglimits auf 5 Dorsche pro Angler pro Tag (2019 waren es maximal 7) als Fangbegrenzung beschlossen. In den Monaten Februar und März dürfen es nur maximal 2 Dorsche pro Angler und pro Tag sein.
Für das ganze Kalenderjahr gelten dazu die gültigen Mindestmaße der Bundessländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Einschnitte bei der Fangquote für Dorsch und Hering
Erneut wurden die Fangquoten, sprich die erlaubten maximalen Mengen an gefangenem Fisch, auch für die kommerzielle Fischerei gesenkt. 60% weniger Dorsch dürfen die Fischer im kommenden Jahr fangen. Beim Hering wurde die Fangquote sogar um 65% gekürzt. Hintergrund der Entscheidung sind die niedri-gen Fischbestände in der Ostsee.
Ursachen sind neben der kommerziellen Überfischung das Ökosystem Ostsee, das in einem schlechten Zustand sei, so der EU-Fischereikommissar Karmenu Vella. Die globale Klimakrise ist für Christoph Zim-mermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, ein Grund dafür; als Folge der Er-wärmung der Ostsee verschlechtert die Chancen auf eine gelungene Reproduktion, die für den Erhalt und die Erholung eines nachhaltigen Fischbestand essentiell ist. Weitere Einflussfaktoren sind die Ver-schmutzung des Lebensraumes durch die Landwirtschaft (Pestizide und Überdüngung finden sich in der Ostsee wieder) und der Industrie.
Umweltschutz und wirtschaftliche Interessen im Kreuzfeuer
Nachvollziehbaren Forderungen von Seiten der Umweltschützer (wie Oceana, der WWF oder die Partei DIE GRÜNEN), die ein totales Fangver-bot in der Ostsee gefordert haben, stehen wirtschaftliche Interessen der Fischereiindustrie und vieler Küstenregionen gegenüber. Der Angeltourismus ist in vielen strukturarmen Gegenden ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Viele Ausflugsbetriebe, die Kutterfahrten anbieten, bangen schon seit Einführung des Baglimits 2017 um ihre Existenz. Angeltourismus ist weit mehr, als das Anbieten von Angelködern und Angelfahrten. Gastronomie und Übernachtungsgewerbe partizipieren von ebenso, wie andere Instituti-onen und Strukturen, die nicht direkt mit der Freizeitfischerei Angeln in Verbindung gebracht werden.

Persönlicher Kommentar von Philipp Jungblut:
Die Befürchtung im Vorfeld der EU-Ratsentscheidung, es könnte ein Baglimit von nur 2 Dorschen pro Angler pro Tag für 2020 entschieden werden, traten heute nicht ein. Ob und wie eine gerechte Vertei-lung der Fangmengenbegrenzung zwischen den Interessenten (kommerziellen Fischern vs. Freizeitang-lern) aussieht? Das ist ein Politikum, das breit diskutiert werden kann. Für die Angelkutterbetriebe ist es kein Grund zum Aufatmen, die Lage wird nach wie vor angespannt bleiben. Es gilt weitere Angebote zu schaffen, die den Anreiz, gemeinsam mit einem Kutter auf die Ostsee zu fahren, um neben Dorsche auch andere Fische wie Scholle, Hering, Hornhecht oder Makrele zu fangen, stärken. Das angekündigte Maßnahmenprogramm kommt gefühlt 10 Jahre zu spät – die Reduzierung der Fangmengen und -quoten alleine wird keine Wunder erbringen.
FAQ: Drei häufig gestellte Fragen zum Baglimit fürs Dorschangeln 2020
1. Wo gilt das Baglimit? Gilt es auch in der Nordsee?
Das Baglimit 2020 gilt nur für Dorsche in der westlichen Ostsee (ICES 22 – 24). Fischereigebiete ICES 22-24: Auf der Karte sind die Fanggebiete farblich markiert, wo das Baglimit 2020 gilt.
2. Was passiert, wenn das Baglimit erfüllt ist (z.B. beim Brandungsangeln)?
Mit dem Angeln aufhören, gezielt auf Dorsch zu angeln? Ja; auf Platte (weiterzu-)angeln ist ok; alle weiteren gefangenen Dor-sche müssen wieder freigesetzt werden. Solltest Du weiterhin Dorsche fangen, ist ein Wechsel des An-gelplatzes angebracht. Siehe dazu diese Bekanntmachung des Landesangelverbandes Sachsen-Anhalt: https://www.lav-sachsen-anhalt.de/index.php/partner?id=135 und Landesportal Schleswig-Holstein: https://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/F/fischerei/faqDorschfangbegrenzung.html.
Wichtig! Das Baglimit bezieht sich immer auf einen Kalendertag. Wenn Du also z.B. um heute um 21 Uhr mit dem Brandungsangeln beginnst, gilt das Baglimit bis Mitternacht; um 0:00 Uhr beginnt ein neuer Tag, somit kannst Du dann erneut das Baglimit ausfüllen.
3. Wer hat das Baglimit festgelegt und wen betrifft es?
Das Baglimit für 2020 wurde am 14. bzw. 15.Oktober 2019 vom EU-Ministerrat festgelegt und gilt für alle Angler und den Angeltourismus (Angelguides, Angelkutter, etc.) in Deutschland.
4. Gibt es Beschränkungen für das Heringsangeln in 2020?
Quellen:
https://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2019/10/15/baltic-sea-council-agreement-on-2020-catch-limits/#
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/fangquoten-105.html
https://www.ndr.de/nachrichten/EU-Fangquoten-Ostsee-Fischer-befuerchten-Pleiten,fangquoten148.html
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.weniger-hering-weniger-dorsch-ostsee-fischfang-fuer-2020-reduziert.b58f8977-8235-4910-8d6d-92139f163ad8.html
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/hering-dorsch-ostsee-fischfang-fuer-2020-reduziert-a-1291593.html
https://www.netzwerk-angeln.de/angelpolitik/445-baglimit-dorsch-2020-fuer-die-ostsee.html
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